Veranstaltungen

119. Geburtstag Wolfgang Staudtes

Am 9. Oktober 2025 jährte sich der Geburtstag Wolfgang Staudtes zum 119. Mal. Und wie es an den Abenden der Jahrestage Staudtes inzwischen in Saarbrücken üblich ist, wurde wieder einer seiner Filme vorgeführt. Diesmal eine Rarität, einer der am wenigsten aufgeführten Filme Staudtes: Das Lamm (1964). Dr. Nils Peiler, Leiter des Filmhauses, hat den Film gefunden und die Aufführung der seltenen 35mm-Kopie organisiert.

Andreas Lenhard, Mitinitiator der WSG, hat nach der Vorführung noch ein paar erste persönliche Eindrücke festgehalten:

 

In den 1960er Jahren war Adenauers pragmatische Vergangenheitspolitik weniger akzeptiert als vorher, es kam zu heftigeren Kontroversen. Einerseits zeigten sich einige Kräfte sehr viel öffentlicher und präsentierten, dass sie keinesfalls in das politische System der Bundesrepublik integriert werden wollten, sondern wieder einen xenophob-völkischen und gewaltvoll-autoritären Staat anstrebten. So wurde 1964 die rechtsradikale NPD gegründet und hatte zunächst erheblichen Zulauf. Andererseits gab es vermehrt Ansätze zu einer echten Vergangenheitsbewältigung, zu der auch Staudtes wichtige Filme aus dieser Zeit einen Beitrag leisteten : Rosen für den Staatsanwalt (1959), Kirmes (1960), Herrenpartie (1963). Würde also der neue Staudte-Film, an dem auch der Produzent von Bernhard Wickis Die Brücke (1959) entscheidend mitwirkte, ein neuer Weckruf werden ?

 

Diese Erwartung wurde stark enttäuscht. So hatte zum Beispiel der Filmkritiker Hans-Dieter Roos noch in seinem Artikel über Der letzte Zeuge (1960) Staudtes besondere Befähigung als Regisseur und Ruhestörer hervorgehoben. Nachdem er aber Das Lamm gesehen hatte, schrieb Roos vom „Fall Staudtes“ und einem „in seiner Gesinnung peinlich konformistischen Film“.

Das Lamm ist aber weder ein affirmativer noch ein in der Darstellung von Missständen aufrüttelnder Film. Man hat Staudte vorgeworfen, er sei apolitisch geworden – aber wozu ? Staudte hat darauf mit der Formulierung reagiert, auch ein Sozialkritiker brauche mal eine Atempause. Und so ist Das Lamm inhaltlich betrachtet sehr viel eher ein früher Coming-of-Age-Film, formal charakterisiert Staudte selbst ihn als „poetischen Episodenfilm“.

Und wenn der 16jährige Protagonist Bernd am Ende des Filmes mit Gleichaltrigen Fußball spielt und sein Lamm wirklich zur Herde geben kann, so ist das keine politisch gemeinte Aufforderung zu einem „instinktiven, alle Denkprozesse ausschaltenden Konformismus“, wie Roos es entsetzt in seiner Kritik vom Februar 1965 schrieb. Sondern es wird damit erzählt, wie der Junge sich durch die Erlebnisse während einer nächtlichen Wanderung aus seiner isolierten und selbstunsicheren Außenseiterrolle lösen kann und eine zentrale Entwicklungsaufgabe erfolgreich in Angriff genommen hat.

 

In welcher Hinsicht kann man aber nun trotzdem Wolfgang Staudte in diesem Film wiedererkennen ?

 

Einen sozialkritischen Staudte-Touch wird man vergeblich suchen oder nur recht gezwungene Anklänge finden. Sicherlich kommt man der Frage schon näher, wenn man an Staudtes Freude an Stilisierung erinnert. Es kommt ihm auch hier wieder weniger auf feinfühlige Psychologie an. Sondern wie schon in anderen Filmen davor ist ihm die prägnante Verbildlichung von Thesen wichtig: Bernd reift, weil er die Anstrengung einer Entwicklungskrise auf sich nimmt, die als eine einzige Nacht zwischen zwei hellen Tagen symbolisiert wird. Und was ihn weiterbringt, ist die Konfrontation mit Grundwahrheiten des Lebens, die er teils teilnehmend beobachtet, teils selbst durchlebt. Beispielsweise geht es um Macht, Einsamkeit, Mut, Ausgelassenheit, Tod, Arbeit, Selbstmitleid, erotische Anziehung, Selbstaufgabe in falscher Rücksichtnahme... Jedes Erlebnis wird in einer eigenen, durch Zwischentitel voneinander abgetrennten Szene dargestellt und so als Sinneinheit prägnanter gemacht. Etwa so wie Saint-Exuperys Kleiner Prinz von Planet zu Planet reist und auf jedem eine andere Besonderheit vorfindet.

Um „noch mehr Staudte“ zu finden wäre es interessant, in einer gesonderten Arbeit die Endfassung des Films mit der ihr zugrunde liegende Erzählung Willy Kramps und der ersten Drehbuchfassung Frank Leberechts zu vergleichen. Staudte hat sich davon in mehreren Überarbeitungen entfernt, weil er die Erzählung neuartig, aber das Drehbuch schwach fand. Und der von einer christlichen Idee vom „Leid der Schuldlosen“ geprägte Autor der Erzählung wiederum fand, dass Staudte „leider kein inneres Verhältnis zu meinem Thema hat.“ Was war also das Anliegen und was waren die Mittel der Erzählung ? Und wo weicht Staudte davon ab und macht sich dadurch eventuell auch als er selber kenntlich ?

 

 

 

Vortrag, 27. September 2019

FRIEDENSKLIMA - Zwei Wochen im Zeichen von Klimawandel, Frieden und globaler Gerechtigkeit

 

„Angeklagt allein ist der Krieg. – Und gemeint ist, daß es nur ein moralisches Verhalten gibt, mit aller Kraft gegen den Krieg zu sein. Den Anfängen zu wehren. Wenn es zu spät ist, gibt es nur noch Opfer. Opfer des Krieges sind nicht nur die Toten.“

 

 

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Hauptseminar in der Germanistik der Universität des Saarlandes

 

Im Sommersemester 2016 hält Frau J.-Professorin Dr. habil. Stefanie Kreuzer in Kooperation mit Uschi Schmidt-Lenhard, der Vorsitzenden der Wolfgang Staudte Gesellschaft ein Hauptseminar ab über Wolfgang Staudtes politische Filme ab.

 

http://www.stefaniekreuzer.de/06_lehre.html

 

Montag, 26.05.2014 | 18:00 Uhr

Rosa-Luxemburg-Stiftung, Salon, Berlin
Franz-Mehring-Platz 1
10243 Berlin
Der Salon befindet sich im 1. Obergeschoss.

 

"Der Untertan" (DEFA 1951) Vorführung und Gespräch

Im Rahmen der Wolfgang-Staudte-Filmreihe "Wir Deutschen sind ja immer bereit, schnell zu vergessen"

28. und 29. März 2014, Filmhaus Saarbrücken

Wolfgang Staudte – Ein unbequemer Kritiker der Gesellschaft

Programm
Freitag, den 28. März 2014
– Öffentliche Veranstaltung –
2000 Begrüßung: U. Schmidt-Lenhard, M.A.
2015 Film: Rosen für den Staatsanwalt (1959)
2145 Kommentierung: Dipl. – Psych. Ch. Pop


Samstag, den 29. März 2014
– Anmeldung erforderlich –
1000 Beginn
1015 Vortrag mit Filmausschnitten: U. Schmidt-Lenhard
1130 Pause
1200 Film: Der Untertan (1951)

1345 Kommentierung:Univ. – Prof. em. Dr. med. S. Zepf
1415 Podiumsdiskussion: N. D. Peiler, M.A., Ch. Pop, U. Schmidt-Lenhard, S. Zepf
Moderation: PD Dipl. – Soz. Dr. med. A. Gerlach

Fortbildungspunkte:
Verantwortlich: Ch. Pop & U. Schmidt-Lenhard

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Samstag, 25.01.2014. 16:30h, Filmhaus Saarbrücken,

Hommage zum 30. Todestag Wolfgang Staudtes auf dem Filmfestival Max Ophüls Preis

 

Anlässlich des 30. Todestages von Wolfgang Staudte am 19. Januar 2014 widmet das Filmfestival Max Ophüls Preis zusammen mit der Wolfgang-Staudte-Gesellschaft seine diesjährige Hommage dem in Saarbrücken gebürtigen Regisseur.


http://www.max-ophuels-preis.de/de/programm/wettbewerbe_und_reihen/hommage_wolfgang_staudte

 

"Er war einer der Großen. Ein Wanderer zwischen Ost und West." (Helma Sanders-Brahms)


Im Anschluss an die Vorführung findet ein Gespräch mit Helma Sanders-Brahms (*1940) statt. Die Regisseurin wurde vor allem mit DEUTSCHLAND, BLEICHE MUTTER (1980) zu einer der weltweit wichtigsten deutschen Filmemacherinnen. Sie fühlt sich dem Werk Wolfgang Staudtes eng verbunden und schrieb seinerzeit einen weithin bekannt gewordenen Nachruf.

Montag, 25.11.2013, 20:30h

Am Montag zeigt das Filmhaus Staudtes Film „Rose Bernd“ als Begleitung der aktuellen Staatstheater-Inszenierung. Der Film beginnt um 20.30 Uhr, Uschi Schmidt-Lenhard gibt eine Einführung.

23.9. bis 27.9.2013 (von 10 bis 15 Uhr)

Uschi Schmidt-Lenhard und Nils Peiler bieten  an der Universität des Saarlandes folgende Veranstaltung an:

 „Feigheit macht jede Staatsform zur Diktatur“

Das politische europäische Kino des Saarbrücker Jahrhundertregisseurs Wolfgang Staudte – Einzelansicht


Weitere Informationen hier.

Am Montag, 08.10.2012 zeigt das Filmhaus (Sb) um 20 Uhr „Der Untertan“.
Die Vorsitzende der Staudte Gesellschaft, Uschi Schmidt-Lenhard, gibt eine Einführung.

Dienstag, 09.10.2012: 09:00 Uhr  - 16:00 Uhr
Der Untertan. Die Literaturverfilmung von Wolfgang Staudte

(In Zusammenarbeit mit dem Filmhaus und der Wolfgang Staudte Gesellschaft Saarbrücken)
Im Mittelpunkt steht die Verfilmung des Romans von Heinrich Mann durch den in Saarbrücken geborenen Regisseur Wolfgang Staudte. Ihm gelang eine kongeniale filmische Umsetzung des Romans.


Teil 1: Einführung (09.00-12.00 Uhr)
- biographische Hinweise
- Entstehung und Rezeption, insbesondere die Probleme in der DDR und der BRD
- Roman und filmästhetische Adaption - ein Vergleich

Teil 2: Exemplarische Filmanalyse und Vorstellung von Materialien (13.00-16.00 Uhr)
- Einführung in die Filmsprache
- Filmographie
- Überblick über die Filmsequenzen
- exemplarische Analyse von Filmsequenzen
- Erläuterung zu den Materialien

 

Leitung:

Armin Schmitt

Referenten:

Uschi Schmidt-Lenhard, Wolfgang Staudte Gesellschaft Saarbücken
Klaus Ludwig Helf, Mediendidaktik, LPM

Anmeldeschluss:

01.10.2012

Hinweise:

Am Vorabend findet in Zusammenarbeit mit dem Filmhaus Saarbrücken - vermutlich um 20 Uhr - eine Aufführung von Wolfgang Staudtes Film statt. Bei Interesse besteht am Vormittag um 10.00 Uhr die Möglichkeit einer Schülervorstellung. Anfragen bitte spätestens zwei Wochen vorher an das Filmhaus Saarbrücken, Tel. 0681-936 74 10.
Das LPM hat eine DVD (4651336)und ein Video (4251522) des Films von Wolfgang Staudte im Verleih.

Termine:

09.10.2012: 09:00 Uhr  - 16:00 Uhr

Ort:

LPM
Beethovenstraße 26
66125 Saarbrücken



Staudte-Vortrag bei internationaler Tagung zum frühen deutschen Nachkriegskino

 

 

Nils Daniel Peiler, B.A. sprach im Rahmen der internationalen Tagung „Das Nachkriegskino in Deutschland. Reflexionen des beschädigten Lebens?“, die vom 6. bis 8. Juli 2012 an der Goethe-Universität und im Deutschen Filmmuseum in Frankfurt am Main stattfand. Im Panel „Kollektiv und Individuum“ standen so am Sonntag, den 08. Juli 2012 ab 10 Uhr „Wolfgang Staudte und die Schwierigkeiten um einen kritischen deutschen Nachkriegsfilm“ auf dem Programm. Die Staudte-Filme Die Mörder sind unter uns (DEFA, 1946), Der Untertan (DEFA, 1951) und Rosen für den Staatsanwalt (D, 1959) wurden im Rahmen des Vortrags besprochen.

 

Welche Positionen bezieht das frühe deutsche Nachkriegskino zu den sozialen Fragen seiner Zeit? Führte das Ende der Nazi-Diktatur zu einem ästhetischen Umbruch auf der Leinwand oder behielten Kontinuität und Repression Oberhand in den populären Genres der frühen Friedensjahre? Diesen und weiteren Fragen ging die Tagung nach. Das Filmmuseum begleitete das Vortragsprogramm kooperativ mit zwei Filmvorführungen: The Search (USA / CH, 1948) und Lang ist der Weg (D, 1948). Gefördert wurde die Tagung von der Hans-Böckler-Stiftung und den Freunden der Goethe-Universität.

 

Weitere Informationen zur Tagung: www.nachkriegskino-in-deutschland.de

 

Bildnachweis Tagungsplakat:

Quelle: Stiftung Deutsche Kinemathek, © DEFA-Stiftung /Eberhard Klagemann